26.11.-04.12.2020: Ein Kind erschossen, eins gefesselt im OP-Saal & eine brennende Kirche zur Weihnachtszeit - 206 Menschenrechtsverletzungen

Alle Informationen, Fotos und Videos: hier

Soldatengewalt: Gestern wurde der pal. Junge Ali Ayman Abu Elayah (13) von Besatzungssoldat*innen durch einen Bauchschuss getötet. Nach 2h Notoperation erlag er seinen Verletzungen. Der Vorfall ereignete sich in Almghayer nahe Ramallah während eines friedlichen Protests, bei dem isr. Soldat*innen erneut mit scharfer Munition auf Demonstrant*innen schoss. Die Armee weist jede Schuld von sich.

Sowohl bei diesem als auch zahlreichen weiteren Demonstrationen gegen Siedlungsbau, Zwangsenteignung & Besatzung ging die Armee mit scharfer Munition, Tränengas, Blendgranaten & metallüberzogenen Gummigeschossen vor. Zahlreiche Demonstranten wurden verletzt, darunter ebenfalls Kinder.

Ebenfalls gestern wurde ein isr. Offizier freigesprochen, der dem 9-jährigen Malek Issa eine gummiüberzogene Metallkugel in den Kopf schoss. Das isr. Gericht begründete sein Urteil damit, dass es keine Beweise für einen Zusammenhang zwischen den Verletzungen des Jungen & der Munition des Offiziers gebe — trotz gegenteiliger, erdrückender Beweise. Das Kind verlor sein linkes Auges & ist schwer traumatisiert (s. gestriger Beitrag).

Unter den Verhafteten sind auch 4 Student*innen, eine übliche Praxis, um jede Form von politischen Studierendenaktivismus zu unterbinden. Die vor 15 Monaten verhaftete & von isr. Behörden schwer gefolterte Studentin Mais Abu Ghosh ist endlich frei. “Du kommst entweder gelähmt hier raus oder in die Psychiatrie”, so einer der isr. Offiziere & Folterer ihr gegenüber. Folter von Palästinenser*innen laut isr. Gesetz legal [1,2].

Soldat*innen überfuhren gestern nahe Salfit den Palästinenser Majdi Halabi mit ihrem Militärfahrzeug.


Siedlergewalt: Gestern verübte ein isr. Siedler einen Brandanschlag auf die Jerusalemer Gethsemanekirche. In der Kirche zum Gebet anwesende Palästinenser*innen übermannten den Attentäter, so wurden nur Sitzbänke versengt & der Mosaikboden beschädigt. Er wurde später von isr. Polizei abgeführt. Immer wieder werden Kirchen & Moscheen von jüdischen Extremisten attackiert, angezündet & mit rassistischen Graffiti beschmiert. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art in diesem Jahr.

Die pal. Lehrerin Asmaa Salaimeh, die von ihrer Tochter Sadeen (13) & ihrem Neffen Majd (5) begleitet wurde, wurde in Hebron von einem Siedler verwundet, der sie anfuhr. Indizien sprechen für einen gezielten Anschlag.

In Nablus attackierten Siedler diese Woche einen pal. Kindergarten & im besetzten Tumus Ayya 150 Olivenbäumen zerstört. Im bisherigen Jahr 2020 wurden 5711 Olivenbäume pal. Farmer durch Brandlegung & Abholzung durch Siedler & Armee zerstört. Somit soll pal. Bauern zermürbt & finanziell ruiniert werden.

In den Gebieten Al Ras & Al Mahajer wurde mit dem Bau eines neuen Siedlungsaußenpostens begonnen. Siedlungsbau ist gemäß Genfer Konvention ein Kriegsverbrechen.

Gaza: 3 Mal schoss isr. Armee auf Farmland & 1 Mal auf ein Fischerboot im belagerten Gazastreifen. Während dessen breitet sich Corona immer weiter aus, durch die isr. Totalblockade fehlen grundlegende Medikamente & Geräte zur Pandemiebekämpfung.

Vertreibungspolitik: Diese Woche wurden 3 Häuser sowie ein historischer Zugang zum Bab Al Asbaat Minaret der Al Aqsa Moschee in Jerusalem durch die Besatzung zerstört, auch ein Haus in Bethlehem. 3 weiteren Haushalten in Jenin wurden Abrissbescheide zugestellt & u.a. in Hebron ein Brunnen & weitere Infratstruktur zerstört. Allein in diesem November wurden 130 pal. Wohneinheiten zwangsenteignet oder zerstört, darunter auch noch im Bau befindliche. Etwa 100 Palästinenser*innen, darunter Kinder, wurden so obdachlos.

Keine Bewegungsfreiheit: Die Besatzung richtete 63 neue, vorübergehende Militärcheckpoints im Westjordanland ein & verhaftete 7 pal. an diesen.

Bürger 2. Klasse: Vorher war es allgemeine Praxis, doch seit dem 2018 verabschiedeten Nationalstaatgesetz ist es offiziell: Palästinenser*innen mit isr. Staatsangehörigkeit besitzen nicht die gleichen Rechte wie die jüdischen Mitbürger, man kann auch sagen Bürger 2. Klasse. Genau dieses Gesetz wurde nun geltend gemacht, um eine Petition von Schüler*innen für die Rückerstattung ihrer Busfahrkarten zu arabischsprachige Schulen abzulehnen. “Karmiel, eine jüdische Stadt, wurde gegründet, um die jüdische Besiedlung in Galiläa zu stärken”, schrieb der leitende Standesbeamte in seiner Entscheidung. “Die Gründung einer arabischsprachigen Schule … [und] die Finanzierung von Schultransporten für arabische Schüler, für jeden, der sie irgendwo braucht, könnte das demographische Gleichgewicht der Stadt verändern & ihren Charakter beschädigen.”

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Checkpoint wird wieder zum Schießstand

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(K)eine Kindheit unter Besatzung - Weekly Spotlight